Übungen

Kinderrechte

„In einer Welt mit großen Gegensätzen sind Kinder eine einigende Kraft. Sie können uns alle unter dem Dach einer gemeinsamen Ethik vereinen.“

Graça Machel 
mosambikanisch-südafrikanische Politikerin und Menschenrechtsaktivistin

Überblick

Themen
  • Kinder
  • Menschenrechte allgemein
  • Politische Partizipation
Komplexität

Stufe 2

Gruppengröße

Beliebig (in Kleingruppen: 3–4 Personen)

Zeit

60 Minuten

Überblick

Diese Übung soll eine Diskussion über die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) anregen und schließt folgende Themen ein:

  • Grundlegende Menschenrechte und die spezifischen Rechte des Kindes gemäß der UN-KRK
  • Pflichten und Verantwortlichkeiten gemäß der UN-KRK
  • Möglichkeiten, die Rechte einzufordern
Fokus
  • Kinderrechte (alle)
  • Das Recht auf freie Meinungsäußerung
  • Das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung
  • Das Recht auf Spiel, Erholung und Freizeit und darauf, die eigene Kultur zu pflegen
Ziele
  • Die UN-KRK bekannt machen
  • Informationen kritisch beurteilen lernen und sie mit Alltagserfahrungen vergleichen
  • Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeitsempfinden, Solidarität und den Anspruch auf Gleichberechtigung anregen
Materialien
  • Je 1 Satz Artikelkarten pro Kleingruppe
  • 1 großes Blatt Papier für eine Wandzeitung und Marker
  • Ausreichend Platz, damit die Kleingruppen unabhängig voneinander arbeiten können
Vorbereitung
  • Verwenden Sie eine vereinfachte Version der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) (siehe auch Tipps für die Moderation). Schreiben Sie die Artikel auf das große Blatt Papier und erstellen Sie eine Wandzeitung.
  • Vergleichen Sie die Artikelkarten mit der vereinfachten UN-KRK. Welche Themenfelder sind für die Gruppenmitglieder am relevantesten und welche führen zu den größten Kontroversen? Wenn nötig, wählen Sie andere Rechte aus und fertigen Sie eigene Karten an.
  • Bereiten Sie pro Kleingruppe je 1 Satz Artikelkarten vor. Stecken Sie jeden Satz in einen separaten Umschlag, damit die Kartensätze nicht durcheinandergeraten.

Durchführung

Anleitung

  1. Beginnen Sie mit einem kurzen Überblick über die Kinderrechtskonvention mithilfe der UN-KRK als Wandzeitung. Befragen Sie die Teilnehmer*innen (TN) nach ihrem Vorwissen zur Entstehung, zu Inhalt und Umsetzung der UN-KRK.
  2. Es werden Kleingruppen zu 3 bis 4 Personen gebildet. Verteilen Sie die Umschläge mit den Artikelkarten.
  3. Erklären Sie die Ranking-Methode: Jede Kleingruppe soll neun Artikel diskutieren und überlegen, wie relevant jeder einzelne für ihr Leben ist. Dann sollen sie die Karten in Diamantform nach Priorität ablegen: der wichtigste Artikel nach oben, darunter zwei mit ähnlich relevantem Inhalt nebeneinander, darunter wiederum die nächsten drei Artikel von mittlerer Relevanz. Die 4. Reihe sollte aus zwei Karten bestehen und die 5. aus einer Karte mit dem am wenigstenn wichtigen Artikel. So bilden die Karten die Form eines Diamanten.
  4. Geben Sie den Gruppen 25 Minuten Zeit, um sich über das Ranking zu einigen.
  5. Im Anschluss können alle im Raum umhergehen und sich das Ranking der anderen Gruppen ansehen. Dann kommen die TN wieder im Plenum zusammen.

Nachbereitung und Auswertung

Zunächst präsentieren die Gruppen ihre Diskussionsergebnisse und begründen kurz ihr Ranking.

  • Wie sehen die Diskussionsergebnisse der Gruppen im Vergleich aus? Wo gibt es Ähnlichkeiten und wo gibt es Unterschiede?
  • Weshalb haben Menschen unterschiedliche Prioritäten?
  • Man kann im eigenen Umfeld ein bestimmtes Recht für wichtiger erachten als ein anderes. Die Aussage, dass ein Recht an und für sich wichtiger sei als ein anderes, ist jedoch falsch. Warum?
  • Gibt es Gruppen, die, nachdem sie die anderen gehört haben, ihre eigenen Ranking-Entscheidungen noch einmal überdenken wollen? Welche Argumente waren am überzeugendsten?
  • In welchen Alltagssituationen werden die Rechte einzelner Personen missachtet? Welche Rechte sind dies und welche Gründe kann es für die Missachtung geben?
  • Fehlen Rechte in der UN-KRK?
  • Benötigen Kinder unter 18 eine eigene Konvention? Benötigen Jugendliche und junge Erwachsene, zum Beispiel zwischen 18 und 30 Jahren, eine eigene Konvention? Warum (nicht)?
  • Was können Kinder dazu beitragen, dass ihre Rechte geachtet werden? Wie können Kinder ihre Rechte durchsetzen?
  • Wenn die Beteiligung am demokratischen Prozess eine Möglichkeit ist, für die eigenen Rechte einzutreten, was kann getan werden, um die eigenen Rechte zu Hause, in der Schule oder im Verein einzufordern? Welche Rechte sind für die TN besonders relevant?
  • An wen können sich Kinder hierzulande wenden, wenn ihre Rechte schwerwiegend verletzt werden? Gegebenenfalls können die TN dazu recherchieren (siehe Vorschläge zur Weiterarbeit).

Tipps für die Moderation

Einführung

Weitere Informationen über das Diamanten-Ranking finden Sie in Kapitel 1 „Menschenrechtsbildung und Kompass: eine Einführung" (PDF, 348 KB). Weisen Sie die Gruppen darauf hin, dass es keine richtigen oder falschen Anordnungen gibt. Sie sollen erkennen, dass jeder Mensch unterschiedliche Erfahrungen und deshalb unterschiedliche Prioritäten hat und dass diese respektiert werden sollten. Dennoch sollte jede Kleingruppe versuchen, bei der Anordnung einen Konsens zu finden. Schließlich müssen auch im richtigen Leben Prioritäten gesetzt und Entscheidungen zum Wohle aller gefällt werden!

Weisen Sie bei der Anleitung und in der Auswertung darauf hin, dass die TN die Rechte je nach Relevanz für ihr eigenes Leben anordnen sollen. Eine Diskussion darüber, wie wichtig die Rechte an und für sich sind, ist an dieser Stelle nicht sinnvoll. Menschenrechte sind unteilbar, daher ist eine generelle Aussage wie zum Beispiel die Redefreiheit sei wichtiger als das Recht auf Bildung, nicht richtig. Aber es ist durchaus in Ordnung zu sagen, dass die Redefreiheit im eigenen Umfeld wichtiger ist, weil es dort zwar eine Schule, aber keine freie Presse gibt.

Varianten

Statt für das Ranking neun Artikel vorzugeben, können Sie auch nur acht nennen und eine Karte leer lassen. In diesem Falle müssen sich die Gruppen auf einen neunten Artikel einigen.

Legen Sie die Artikelkarten in einen Hut und lassen sie jede*n eine herausnehmen und eine Minute lang darüber sprechen. In der Aktivität „Nur eine Minute“ finden Sie zu dieser Methode weitere Informationen.

Bitten Sie die Kleingruppen, eine Kurzgeschichte zu schreiben oder ein kurzes Rollenspiel über ein Ereignis aufzuführen, das sich auf ausgewählte Artikel bezieht. Alternativ könnten sich die Geschichten/Rollenspiele auf mediale Ereignisse beziehen, wie zum Beispiel auf einen Film oder ein Theaterstück, ein Buch oder eine Zeitschrift. Die Rollenspiele können weiterentwickelt werden, sodass die Gruppen zunächst das Ereignis darstellen und dann Lösungen improvisieren oder nach Möglichkeiten suchen, zu verhindern, dass sich das Ereignis beziehungsweise die Menschenrechtsverletzung wiederholt.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Laden Sie eine Person zu einem Vortrag ein, die mit der Kinderrechtskonvention vertraut ist – eine*n Richter*in, eine Ombudsperson, jemanden von der Staatsanwaltschaft, vom Kindersorgentelefon oder aus der Kinderpsychologie. Fragen Sie die eingeladene Person, wer vor Ort in Familien, Einrichtungen, Sportvereinen etc. die Verantwortung für Kinder trägt, zum Beispiel Eltern, Polizei, Sorgentelefon oder Sozialarbeiter*innen. Lassen Sie sich beraten, was Einzelne tun können, wenn sie Rechtsverletzungen beobachten, etwa wenn jemand in der Nachbarschaft die eigenen Kinder misshandelt. Solche Probleme müssen mit Vorsicht und Bedacht angegangen werden.

Fragen Sie aber auch, was sie tun können, um die Kinder im Wissen, in der Wahrnehmung und im Einsatz für ihre Rechte zu stärken.

Ein weiterer Schritt wäre, Diskussionsbeiträge online auf Diskussionsforen einzustellen, zum Beispiel zu folgenden Themen: den Einsatz von Sanktionen, um Kinderarbeit zu beseitigen; ob Nachkommen das Recht haben, ihre leiblichen Eltern zu kennen; Kondome in Schulen; Handys in Schulen; Senkung der Altersgrenze für die Wahlberechtigung; Senkung der Altersgrenze für den Alkoholkonsum.

Eine Vertiefung in das Thema Partizipation von Jugendlichen gewinnen Sie durch die Übung „Auf der Leiter“. Kinder und Jugendliche fühlen sich häufig diskriminiert. Wenn die Gruppe das Thema Diskriminierung vertiefen möchte, kann sie die Übung „Ein Schritt nach vorn“ anschließen.

Weitere Übungen zur UN-Kinderrechtskonvention, unter anderem zum Kennenlernen und Diskutieren weiterer Artikel, zu Beteiligung und Mitbestimmung sowie ein Brainwriting zum Sammeln von Ideen zur Umsetzung der UN-KRK finden Sie in den Materialien des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

Ideen zum Handeln

Wenn Sie in einer Schule arbeiten, sehen Sie sich mit der Gruppe die Verwaltung, die Politik und den Lehrplan Ihrer Schule sowie die im Alltag gelebte Schulkultur und das Miteinander näher an und überlegen Sie mit den TN, inwieweit die Schule ihren Pflichten und ihrer Verantwortung hinsichtlich der UN-Kinderrechtskonvention nachkommt. Fördert beispielsweise die angebotene Bildung die Entwicklung der Persönlichkeit, der Talente und Fähigkeiten der Schüler*innen, oder stehen Prüfungen als Ziel von Lernen im Fokus? Haben die Schüler*innen das Recht, in allen sie betreffenden Angelegenheiten ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen? Werden die Ansichten der Schüler*innen ausreichend gewichtet? Mit anderen Worten: Gibt es einen Schüler*innenrat und wie viel Einfluss hat er? Sind disziplinarische Maßnahmen mit der Würde des Kindes vereinbar und wie und von wem wurden diese beschlossen? Was tut die Schule gegen Rassismus und Mobbing? Diskutieren Sie, was man verbessern kann und welche Maßnahmen ergriffen werden können und sollten, um die Probleme anzugehen und ihnen vorzubeugen. Sehen Sie sich die Beispiele in Kapitel 3 „Aktiv werden für Menschenrechte“ (PDF, 1,1 MB) an und planen Sie ein Projekt.

Wenn Sie in einem Jugendverein oder einer Jugendorganisation arbeiten, sehen Sie sich mit der Gruppe deren Verwaltung, Politik und Möglichkeiten der Beteiligung an.

Weitere Informationen

Auf der Webseite des Europarats finden Sie umfassende Informationen zum Themenfeld Jugendarbeit und über die Partnerschaft Jugend von Europarat und EU.

„Wenn Sechzehnjährige alt genug sind, das Wasser zu trinken, das von der Industrie verschmutzt wird, für die Sie die Gesetze machen, wenn Sechzehnjährige alt genug sind, die Luft zu atmen, die von den Müllverbrennungsanlagen, die der Staat gebaut hat, verschmutzt wird, wenn Sechzehnjährige alt genug sind, die Straßen zu benutzen, die durch eine schreckliche Drogen- und Strafrechtspolitik unsicher gemacht wurden, wenn Sechzehnjährige alt genug sind, im reichsten Land der Welt in Armut zu leben, wenn Sechzehnjährige alt genug sind, in einem Land mit dem schlechtesten öffentlichen Gesundheitssystem der Welt krank zu werden, und wenn Sechzehnjährige alt genug sind, in unterfinanzierten Schulbezirken zur Schule zu gehen, dann sind Sechzehnjährige auch alt genug, bei der Verbesserung all dieser Dinge mitzuwirken.“ (Rebecca Tilsen (14) im Jahr 1991 vor dem Unterausschuss des Repräsentantenhauses von Minnesota zur Absenkung des Wahlalters.)

 

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