Übungen

Geht’s auch anders?

„Ich wünschte, ich hätte mit jemandem darüber reden können.“

Überblick

Themen
  • Frieden und Gewalt
  • Kinder
  • Gesundheit
Komplexität

Stufe 3

Gruppengröße

9–24 Personen (in 3 Kleingruppen: 3–8 Personen)

Zeit

90 Minuten

Überblick

Die Teilnehmer*innen stellen kurze Szenen nach, in denen es um Mobbing an Schulen geht

Fokus
  • Das Recht auf Würde
  • Das Recht auf Schutz vor allen Formen körperlicher oder psychischer Gewalt
Ziele
  • Ursachen und Folgen von Mobbing kennen und verstehen lernen
  • Lernen, wie man mit Mobbing umgehen kann
  • Empathie für Betroffene von Mobbing stärken
Materialien
  • Kopien der Rollenspiel-Szenen (1 Szene pro Gruppe)
  • 1 Kopie des Arbeitsblatts „Mobbing-Geschichten“
  • Platz für die Rollenspiele

Durchführung

Anleitung

  1. Stellen Sie den Teilnehmer*innen (TN) die Übung vor. Erklären Sie die Arbeitsweise in Kleingruppen. Die Aufgabe besteht darin, Rollenspiele über Mobbing zu entwickeln.
  2. Beginnen Sie mit einem kurzen Brainstorming zum Thema „Was ist Mobbing?“, um sicherzustellen, dass alle TN wissen, was Mobbing bedeutet und dass Mobbing in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten und in jeder Schule oder Hochschule, in Vereinen, Organisationen und Betrieben vorkommen kann.
  3. Es werden 3 Kleingruppen gebildet und jede Gruppe erhält eine Szene. Geben Sie 15 Minuten Zeit, die Rollenspiele vorzubereiten und zu proben.
  4. Danach präsentieren die Gruppen nacheinander ihre Szenen.
  5. Enthalten Sie sich jedes Kommentars, bis die Gruppen ihre Szenen aufgeführt haben.
  6. Geben Sie den TN ein paar Minuten Zeit, aus ihrer Rolle zu schlüpfen; dann versammeln sich alle zur Diskussion im Plenum.

Nachbereitung und Auswertung

Beginnen Sie mit einer Überprüfung der Rollenspiele.

  • Woher bezogen die Gruppen das Material für ihre Szenen?
  • Waren die Szenen realistisch?
  • Zu Szene 1: Was war konstruktiv und hat weitergeholfen und was hat die Situation erschwert?
  • Zu Szene 2: Wie schwer ist es, mit einem*einer Freund*in, der*die andere mobbt, Klartext zu reden? Welche Techniken haben eine positive und welche eine negative Wirkung?
  • – Zu Szene 3: Wie schwer ist es, mit einem*einer Freund*in zu sprechen, der/ die gemobbt wird? Wie können Lösungen aussehen, welche die betroffene Person annehmen kann?

Bitten Sie nun drei TN, die drei „wahren Geschichten“ laut vorzulesen. Bitten Sie um allgemeine Kommentare zu den Mobbing-Geschichten und sprechen Sie anschließend über die Ursachen von Mobbing und wie damit umgegangen werden kann.

  • Ist Mobbing eine Form von Gewalt?
  • Hat Mobbing mit Macht zu tun?
  • Ist Mobbing unvermeidlich?
  • Wie haben sich die gemobbten Personen in der Szene gefühlt?
  • Haben Personen, die Mobbing beobachten und nicht eingreifen, eine (Mit-) Verantwortung?
  • Was hätten die TN getan, wenn sie gemobbt worden wären?
  • Warum mobben Menschen andere Menschen?
  • Die TN sollen sich vorstellen, dass sie mit einer Person befreundet sind, die gemobbt worden ist und ihnen von dem Problem erzählt – allerdings ganz im Vertrauen, mit der Bitte, es niemandem weiterzuerzählen. Sollte man eine erwachsene Person (Lehrer*in, Gruppenleiter*in) informieren?
  • Was sind die häufigsten Vorurteile gegen Menschen, die von Mobbing betroffen sind?
  • Wer ist dafür zuständig, dass eine Mobbing-Situation zum Thema gemacht wird?
  • Was sollte mit Menschen geschehen, die andere mobben? Wie können sie lernen, damit aufzuhören? Sollen sie bestraft werden?
  • Welche Menschenrechte werden in den verschiedenen Fallgeschichten verletzt?

Tipps für die Moderation

Einführung

Es gibt direktes und indirektes Mobbing. Zu direktem Mobbing gehören Beschimpfungen, Hänseln, Herumschubsen, Schläge und andere tätliche Angriffe, Entwenden von Taschen und anderem Eigentum, „Abziehen“ von Geld oder anderem Besitz, Angreifen oder Bedrohen einer Person zum Beispiel aufgrund ihres Glaubens, ihres Aussehens, einer Behinderung oder ihrer Kleidung. Indirektes Mobbing umfasst Verhaltensweisen wie das Verbreiten von Gerüchten in der Absicht, jemanden sozial zu isolieren. Solche Verhaltensweisen gehen zumeist von einer oder mehreren Personen aus und richten sich gegen einen ganz bestimmten Menschen oder auch gegen mehrere. Der grundlegende Bestandteil des direkten wie des indirekten Mobbings ist die körperliche oder psychologische Einschüchterung, die über einen gewissen Zeitraum hinweg systematisch erfolgt und dauerhafte Schikane und Misshandlung bedeutet.

Wenn Sie mit einer Beratungsgruppe oder in einem Verein, einer Hochschule oder Firma arbeiten, können Sie die Szenen an deren spezielle Situation anpassen. Bilden Sie die Gruppen und verteilen Sie die Szenen entsprechend. Seien Sie sich bewusst, dass diese Übung und einige der Fragen für Gruppenmitglieder, die Mobbing- und/oder Diskriminierungserfahrungen haben – eventuell auch ohne dass Ihnen als Moderation dies bewusst ist – eine besondere Situation schaffen: Einerseits kann es eine Chance sein, solche Erlebnisse zu thematisieren, andererseits kann es die betroffenen Personen auch unter Druck setzen und in eine exponierte Stellung bringen, in der sie sich unwohl fühlen. Achten Sie auf jedes Gruppenmitglied. Sorgen Sie dafür, dass sich alle sicher fühlen und wissen, dass niemand gezwungen wird, etwas von sich selbst preiszugeben.

Varianten

Anstelle des Rollenspiels können die drei Gruppen jede Szene analysieren und erläutern, wie sie das Problem lösen wollen.
Sie können sich auch nur auf eine Szene konzentrieren und diese allen Gruppen zur Bearbeitung vorlegen. Jede Gruppe präsentiert ihre Version der Geschichte mit ihren verschiedenen Lösungsmöglichkeiten und Alternativen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie tieferen Einblick in die Probleme und mehr Lösungen bekommen.

Wenn die Zeit knapp ist oder wenn Sie keinen Platz für das Rollenspiel haben, können Sie die Fallgeschichten für Kleingruppendiskussionen einsetzen. Die Gruppenmitglieder  sollen über die Situationen nachdenken und konkrete Lösungsmöglichkeiten und Alternativen vorschlagen. Und sie sollen überlegen, was sie tun würden, wenn sie selbst von Mobbing betroffen wären.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Die TN können recherchieren, ob es in ihrem Umfeld Programme gegen Mobbing, zur Mediation oder Streitschlichtung für Jugendliche gibt. Bitten Sie eine Fachperson, mit der Gruppe zu diskutieren, und erwägen Sie die Einführung eines Anti-Mobbing-Programms an Ihrer Schule, Hochschule oder im Verein.

Vielleicht hat die Gruppe Interesse, eine Anti-Mobbing-Politik für ihre Schule oder Organisation zu entwickeln. Die in der Übung „Was tun gegen Rassismus?“ beschriebene Methode für eine Antirassismus-Strategie eignet sich auch für die Entwicklung einer Anti-Mobbing-Politik.

Ideen zum Handeln

Die TN können vor Ort eine Gruppe oder eine Organisation suchen, die sich mit Mobbing beschäftigt, und ihre Unterstützung anbieten. Einer besonders kreativen  Gruppe können Sie vorschlagen, eigene Szenen zu schreiben und sie vor Publikum aufzuführen. Einzelne Gruppenmitglieder können eine öffentliche Diskussion  in ihrer Schule oder Gemeinde zum Thema Mobbing leiten oder organisieren. Gemeinsam können Sie eine Gruppe an Ihrer Schule oder in Ihrer Gemeinde gründen, um von Mobbing betroffene Jugendliche zu unterstützen.

Weitere Informationen

Menschen, die andere mobben, merken manchmal nicht, was sie diesen antun. Manche glauben, sie würden jemanden bloß necken oder alberne Streiche spielen und es sei einfach nur „lustig“. Mag sein, dass es so angefangen hat, aber nach ein paar Tagen oder Wochen beginnt die Stimmung bei der gemobbten Person zu kippen. Manchmal glauben mobbende Menschen, dass ihr Gestichel gegen andere sie cool dastehen lässt. Es kann sein, dass sie auf jemanden neidisch sind, zum Beispiel auf deren Aussehen. Menschen, die andere mobben, brauchen Hilfe – aber noch mehr Hilfe brauchen von Mobbing Betroffene. Gemobbt zu werden, kann schwerwiegende soziale, psychische und physische Folgen haben, von sozialer Ausgrenzung über mangelndes Selbstwertgefühl bis hin zu Angstzuständen, chronischen Kopf- oder Bauchschmerzen und sogar Selbstmordgedanken.

Arbeitsblätter

Zum Seitenanfang springen